(Not really the) story of my life

Als First Lady fühle ich mich oft missverstanden, ja, bin schlapp, müde, ausgelaugt, irgendwie frustriert. Dennoch möchte ich mich mit den gewöhnlichen Sorgen einer Desperate Housewife nicht gemein machen. Auch deren Trost-Strategien, ein Quicky mit dem Pool-Boy beispielsweise, kommen für mich nicht in Frage. Wir haben gar keinen Pool. Doch dann las ich in einem Newsletter über ein Theaterstück in Nairobi. Und da dachte ich erst einmal: Du bist nicht allein.

Ich gestehe: Ich bin ein absoluter Theater-Banause. In den vergangenen 15 Jahren habe ich genau vier Aufführungen besucht: eine am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, zwei im Düsseldorfer Stadttheater und eine weitere in der Mehrzweckhalle in Krün, einem kleinen Ort nahe Mittenwald am Fuße des Karwendelgebirges.

Hamburg war solala, in Düsseldorf bin ich jeweils in der Pause gegangen, und in Krün habe ich mich vor Lachen fast am Schweinebraten verschluckt, der während der Aufführung serviert wurde. Der unreflektierten Heiterkeit einer oberbayrischen Laientruppe hat die Kulturbeflissenheit hochdeutschen Schauspiels einfach nichts entgegenzusetzen.

In Nairobi gebe ich der Sache eine neue Chance. Immerhin ist das Kenya National Theatre ein Hort der Geschichte, und das in mehrfacher Hinsicht. Erstens ist der klassizistische Klotz über 60 Jahre alt und damit hierzulande ein echtes Monument. Zweitens schrieb ein Journalist der größten hiesigen Tageszeitung “Daily Nation” unlängst: “Während die Welt jenseits der Türen des Theaters sich gewandelt hat und die neue Ordnung der Dinge willkommen heißt indem sie mit neuen Technologien ins Bett hüpft, ist das Theater in der Tradition verhaftet geblieben.” Und Drittens? Dazu später.

Ein Satz wie ein Stein, aber wer draußen vor der Tür steht, weiß sofort, was gemeint ist, und wer drin ist, weiß nicht, wovor er mehr Angst haben muss: Das der Stuhl unter ihm zusammenbricht oder ihm das Dach auf den Kopf fällt. An diesem Hort der Tradition wird also „aufgrund des großen Erfolges“ ein Theaterstück namens “Corporate Wife” wieder aufgeführt. Darin geht es um eine erfolgreiche Frau und ihren zeitweilig arbeitslosen Mann, der den ganzen Tag zuhause sitzt. Eine wichtige Rolle spielt noch das ugandische Hausmädchen, mehr will ich aber nicht verraten.

Eine Konstellation wie diese ist in Kenia besonders pikant. Schließlich haben wir es hier mit einem Land zu tun, wo Polygamie erlaubt ist, für den Mann, versteht sich. Dazu muss er allerdings in der Lage sein, seine jeweiligen Frauen auch zu versorgen, und der abgebildete Herr in Schürze ist dazu definitiv nicht in der Lage. Er schafft nicht einmal eine. Ganz schlecht.

Die regelmäßig erscheinende Beilage der Daily Nation zum modernen Leben ist voll von guten Ratschlägen, wie eine gute Beziehung zwischen Mann und Frau auszusehen hat. Ich fasse mal die letzten 20 Ausgaben in aller Kürze zusammen: Frau bewundert Mann, kocht lecker für ihn und sorgt aktiv sowie mit sexy Aussehen dafür, dass er nicht auf andere Gedanken kommt. Wenn doch, ist sie selbst schuld.

Vielleicht sollte man Alice Schwarzer mal wegen einer Gastkolumne anfragen, oder alternativ vier Staffeln “Mad Men” am Stück zwangsweise verabreichen.

Das Stück selbst geht voll in die von den Medien kolportierte Richtung. Die erfolgreiche Frau ist eine entsetzliche arrogante Schnalle, die sich wunder was auf ihren Job einbildet und kein gutes Haar in an ihrem unglücklichen Mann lässt. Das hat Folgen. Der Journalist in der Daily Nation jedenfalls schreibt: „Immer wenn seine Frau sein Ego in Stücke gehauen hat, kratzt die Haushaltshilfe es wieder vom Boden. Und manche Frauen wundern sich, wenn ihre Männer ein Auge auf die Hausmädchen werfen.“

Also, liebe Frauen, habt nicht zu viel Erfolg. Und wenn, dann redet nicht ständig davon. Lasst ihn draußen und verwandelt Euch beim Durchschreiten der Haustüre wieder in niedliche Weibchen. Raus aus dem Business Dress, rein in die Schürze, dann die Reizwäsche. Später am Abend wieder Schürze, eine muss schließlich den Abwasch machen. Und immer daran denken: Die Wahl zwischen Erfolg und Beziehung trefft ihr allein. Denn Euer Mann kann es nicht. Er ist schwach, willenlos, ego- und hormon-gesteuert. Da hilft nur noch das ugandische Hausmädchen.

Für alle, die mitgezählt haben: Das war übrigens Drittens.