Hartmut und ich

Schon einmal hatte ich hier in diesem Blog bemängelt, oder sagen wir es neutraler: festgestellt, dass trotz aller Bemühungen von Suffragetten, Emanzen und sonstigen Frauenrechtlerinnen, alles beim Alten zu sein scheint.

Noch immer bin ich der einzige Mann, der seinem Kind länger als ein paar Minuten bei Spielgruppe, Gartenparty oder beim ausgelassenem Herumrasen das Händchen hält. Ich hatte dabei den Beweis angetreten, dass es, zunmindest in Kenia, nicht weit her war mit der Rollengleichheit: Wie gehabt, drücken die Herren ihre Bäuche hinter die Schreibtischplatte, die Damen ihre hinter den Bügel des Kinderwagens.

Nun weiß ich – und Hartmut, der in Stein gehauene Ritter meiner kleinen hessischen Heimatstadt soll mein Zeuge sein – dass es hier in Deutschland auch nicht anders ist.

Zu Füßen des Geharnischten befindet sich ein Springbrunnen. In ihm und um ihn herum tollen die lieben Kleinen. Auf den Bänken sitzen und an den Kinderwagen lehnen die Erziehungsberechtigten. Sie plaudern miteinander, tatschen auf ihren Smartphones herum oder schauen gleichmütig den Spielen ihrer Kinder zu. Heute waren es elf, mich inklusive, und es waren, von mir abgesehen, alles Frauen.

Ach, Hartmut. Wie war das denn bei Dir im 16. Jahrhundert? Als Raubritter trugst Du Helm und Schwert und drücktest Deinen vermutlich straffen Bauch hinter die Zügel Deines Schlachtrosses. Wohin schaut Dein Standbild eigentlich so kernig? Sind es Feinde, die Deine Burg belagern wollen? Der kaiserliche Fiskalbeamte, dem Du noch die Einkommensteuererklärung von 1527-31 schuldest?

Wahrscheinlich sind es Deine Kinder, die aus der Knappen-Kita nachhause kommen. Gleich wirst Du ihnen mit dem Schwert einen Apfel kleinschnippeln. Beim Windelnwechseln klappst Du mannhaft Dein Visier herunter. Währendessen perforiert Deine Frau durchs Küchenfenster mit der Arkebuse den wartenden Finanzbeamten. Ja, so warn’s, die alten Rittersleut.