Die Quietscheenten-Affäre

Mit den Worten „das haben wir uns verdient“ buchte E. eine Woche Romantik Hotel in den Schweizer Alpen. Wie es sich zeigt, ist es schwer, es sich dort nicht gut gehen zu lassen. Die zahlreiche und stets huschende Kellnerschaft ist in fünf Hierarchiestufen unterteilt, die Langlaufloipen beginnen quasi in unserem Badezimmer, und abends liefert ein Barpianist den Soundtrack zum feinen Leben. Zusätzlich bietet der Wellness-Bereich neben Erholung harmlose Vergnügungen.

Alles begann mit einem wundervollen Wandertag bei strahlendem Sonnenschein und minus zehn Grad, der uns bald nach unserer Heimkehr in den Wellness-Bereich des Hotels trieb. Dort besuchten wir zunächst den Whirlpool, das heißt, ich erst einmal alleine, weil ich beim Umziehen schneller war.

Nach einiger Zeit wurde mir das einsame herumgewhirle langweilig. Ich entdeckte eine kleine Flotte gelber Quietscheenten, die in vier verschiedenen Größen – vom Küken bis zur lebengroßen Ente – am Beckenrand standen. Ich startete eine Testreihe um zu sehen, ob die Enten dem elektrisch getriebenen Sturm gewachsen waren.

Die Kleinen kenterten sofort und schwammen Kiel oben durchs sprudelnde Wasser. Es war ein trauriger Anblick. Die mittlere Ente hielt sich so gut wie ein mäßig begabter Rodeoreiter und streckte erst nach ein paar Sekunden das Plastikschwänzchen in die Höh‘. Nur die größte der Enten behielt den Kopf über Wasser und schwamm wie der Stolz der englischen Flotte schaukelnd im Strom.

Die Freude währte nicht lange, denn der Wellness-Beauftragter des Hotels betrat den Raum, der aussah wie ein Toni. Wellness-Toni entdeckte sofort, dass die Enten fehlten. Tatsächlich war in diesem Moment keine einzige sichtbar. Die Kleinen und Mittleren waren ja gleich zu Anfang gekentert und schwammen mit der flachen Seite nach oben von Luftblasen verborgen. Die Entenmutter (welches Geschlecht haben Plastikenten eigentlich?)  hatte ich gerade unter Wasser gedrückt, weil ich ihre Hochflutsch-Fähigkeiten testen wollte.

Wellness-Toni holte tief Luft und wollte mich vermutlich des Entendiebstahls bezichtigen. Doch bevor er etwas sagen konnte, ließ ich die Ente los. War es Intuition oder purer Zufall? Wie auch immer, zu Wellness-Tonis Überraschung schoss die Ente im hohen Bogen aus dem Pool, klatschte auf und schwamm freundlich lächelnd weiter.

Wellness-Toni schaute zunächst etwas verunsichert, war dann aber doch zufrieden. Ganz offiziell bescheinigte er mir, dass ich die Enten durchaus zu Wasser lassen dürfe. Da war mir doch gleich viel wohler, und den beiden kleinen Jungs, die gerade zusammen mit ihrer Mutter das Becken bestiegen hatten, auch.